„Ein
helfender Zeuge ist für mich ein Mensch, der einem mißhandelten
Kind beisteht (und sei es noch so selten), der ihm eine Stütze
bietet, ein Gegengewicht zur Grausamkeit, die seinen Alltag bestimmt.
Das kann jeder Mensch sein: ein Lehrer, eine Nachbarin, die
Hausangestellte oder die Großmutter. Sehr häufig sind es
die eigenen Geschwister. Dieser Zeuge ist eine Person, die dem
geschlagenen oder verwahrlosten Kind etwas Sympathie oder gar Liebe
entgegenbringt, es nicht aus erzieherischen Gründen manipulieren
will, ihm vertraut und ihm das Gefühl vermittelt, daß es
nicht böse ist und daß es Freundlichkeit verdient. Dank
dieses Zeugen, der sich seiner entscheidenden, rettenden Rolle nicht
einmal bewußt sein muß, erfährt das Kind, daß
es in dieser Welt so etwas wie Liebe gibt. Es entwickelt im besten
Fall das Vertrauen zu den Mitmenschen und kann Liebe, Güte und
andere Werte des Lebens bewahren. Wo „helfende Zeugen“
vollkommen gefehlt haben, hat das Kind die Gewalt glorifiziert und
wendet sie später oft selber mehr oder weniger brutal und unter
dem gleichen heuchlerischen Vorwand an. Es ist bezeichnend, daß
sich in der Kindheit von Massenmördern wie Hitler, Stalin oder
Mao kein „helfender Zeuge“ finden läßt.“ Und Zitat,
Alice Miller, Fußnote S. 27, aus dem Kapitel "Depression –
der Zwang zum Selbstbetrug":
„Eine
ähnliche Rolle wie der „helfende Zeuge“ in der
Kindheit kann im Leben eines Erwachsenen der „wissende Zeuge“
spielen. Darunter verstehe ich einen Menschen, der um die Folgen von
Verwahrlosungen und Mißhandlungen von Kindern weiß. Er
kann daher diesen geschädigten Menschen beistehen, ihnen
Empathie bekunden und ihnen helfen, ihre ihnen selbst unbegreiflichen
Gefühle von Angst und Ohnmacht aus ihrer Geschichte heraus
besser zu verstehen, um die Optionen des heute Erwachsenen freier
wahrnehmen zu können (vgl. auch „Das verbannte Wissen“,
S. 214 ff.).“
An dieser Stelle möchte ich NOCHMALS einen WICHTIGEN Satz aus Zitat, Alice
Miller, aus ihrem Buch Dein
gerettetes
Leben erste Auflage 2007, Fußnote S. 59, aus dem
Kapitel "Wie kommt das Böse in die Welt?" hervorheben:
"Es ist bezeichnend, daß
sich in der Kindheit von Massenmördern wie Hitler, Stalin oder
Mao kein „helfender Zeuge“ finden läßt."
Alice
Miller aus ihrem Buch "Du sollst
nicht merken" S. 94 Gisela und Anita (FETT-Geschriebenes ist von mir
(borderline44) hervorgehoben):
>>> Ein geliebtes Kind bekommt das
Geschenk der Liebe und damit auch das Geschenk der Unschuld. Es ist ein
Geschenk, das ihm für sein ganzes Leben Orientierung gibt. Einem
verletztem Kind fehlt alles, weil ihm die Liebe fehlt. Es weiß nicht,
was Liebe ist, es verwechselt ständig Verbrechen mit Wohltat und Lüge
mit Wahrheit. Daher wird es sich immer verwirren lassen.
Diese Verwirrung zeigte sich mir auch in der Diskussion eines konkreten
Falles unter Fachleuten: Eine Frau, die in ihrer Kindheit nicht unter
Leistungsdruck gestanden und viel Liebe erfahren hatte, nahm einen
neunjährigen autistischen Jungen bei sich auf, den sie später
adoptierte. Sie konnte ihm viel Wärme und Körperkontakt geben, ihn
bejahen, seine Gefühle bestätigen, seine Bedürfnisse spüren, seine
Signale wahrnehmen uns sie schließlich auch verstehen. In ihren Armen
lernte der Junge, Gefühle zu zeigen, die Wut auf das ihm bisher
Widerfahrene zu erleben und die Liebe zu entdecken. Er entwickelte sich
zu einem gesunden, intelligenten, sehr lebendigen und offenen
Jugendlichen.
Ich habe diese Geschichte in einer Gruppe von Fachleuten erzählt, sich
sich mit Autismus beschäftigen. Die Ärzte unter ihnen sagten, der
Autismus sei eine unheilbare neurophysiologische Krankheit, und die
Entwicklung in diesem Fall zeige, daß es sich hier nicht um Autismus
gehandelt hätte, daß es also eine falsche Diagnose gewesen sei. Die
Psychologen, Familientherapeuten und Analytiker meinten, diese
Geschichte wäre wohl eine grobe Vereinfachung, denn sie würden viele
Fälle kennen, in denen jahrelange Psychotherapie bei Autisten nichts
geändert hätte – was ich übrigens ohne weiteres glaube. Dann sagten sie,
eine solche Geschichte könne Eltern von autistischen Kindern nicht
helfen, im Gegenteil, sie würde ihnen Schuldgefühle machen, weil nicht
alle Eltern in der Lage seien, ihrem Kind so viel Liebe und Zeit zu
widmen. Die Eltern hätten meistens noch weitere Kinder, müßten ihrer
Arbeit nachgehen, und sie seien doch auch nur Menschen. Ich sagte, daß
es mir unwichtig erscheint, ob jemand Schuldgefühle bekäme oder nicht,
wenn es darum geht, eine so wichtige Wahrheit zu entdecken.
Die Geschichte des neunjährigen Jungen bestätigte mir, was ich schon
längst vermutete: Der Autismus eines Kindes ist eine Antwort auf seine
Umgebung und manchmal die einzige mögliche Antwort, die einem Kind noch
zur Verfügung steht. Ob Autismus heilbar ist oder nicht, hängt davon ab,
wie weit die neue Umgebung des Kindes die Wahrheit über dessen
Vergangenheit wahrnehmen kann. Die Reaktionen der Fachleute zeigten, wie
schwer diese Umgebung zu finden ist. Ihre Widerstände hinderten sie zu
begreifen, wie sehr diese Geschichte uns in unserem Umgang mit Kindern
helfen könnte.
Später, nach Jahren, hörte ich von ähnlichen Fällen, wenn auch noch
seltenen Fällen der Heilung von autistischen Kindern. Es wurde auch eine
Technik entwickelt, die sogenannte Festhaltetechnik, die dem Bedürfnis
des verlorenen, vereinsamten, sich entfremdeten Kindes nach
Gehaltenwerden Rechnung tragen wollte. Leider ist diese Technik wieder
mit Erziehung gekoppelt worden, und darin sehe ich ihre große Gefahr.
Wenn die Mutter das Vertrauen des Kindes durch das Halten bekommen hat
und dann erzieherische Forderungen an das Kind stellt, wird das Kind
alles tun, was in seinen Möglichkeiten steht, um die Zuwendung der
Mutter nicht wieder zu verlieren. Es hat sich tatsächlich
herausgestellt, daß Kinder brillannte Leistungen in der Schule
vollbringen. Daß diese aber keine wirkliche Heilung sein muß, weiß ich,
seit ich 1979 mein erstes Buch geschrieben habe. Die volle körperliche
und seelsiche Zuwendung der Mutter für das autistische Kind kann sicher
Wunder vollbringen, vorausgesetzt, daß sie auf erzieherische Forderungen
verzichtet, sonst schafft sie das Drama des begabten Kindes, und gerade
dagegen hat sich das Kind mit seinem Autismus gewehrt. <<<
Ich wiederhole - Alice Miller - Zitat:
>>> ... Dann sagten sie,
eine solche Geschichte könne Eltern von autistischen Kindern nicht
helfen, im Gegenteil, sie würde ihnen Schuldgefühle machen, weil nicht
alle Eltern in der Lage seien, ihrem Kind so viel Liebe und Zeit zu
widmen. Die Eltern hätten meistens noch weitere Kinder, müßten ihrer
Arbeit nachgehen, und sie seien doch auch nur Menschen. Ich sagte, daß
es mir unwichtig erscheint, ob jemand Schuldgefühle bekäme oder nicht,
wenn es darum geht, eine so wichtige Wahrheit zu entdecken. ... <<<
Ersetze "autistisch" durch:
borderline, gewalttätig (e Jugendliche), Psychopathen, Mörder, Vergewaltiger, etc. ...
Ein häufig verwendetes Schein-Argument, leider sehr häufig verwendet von Personen mit großer Autorität - nämlich Kriminalpsychologen - um die Eltern zu schonen und die Verdrängung aufrecht erhalten zu können und nicht vom Baum der Erkenntnis essen zu müssen:
"Wenn man alles auf die angebliche so schreckliche Kindheit schiebt, dann müsste ja jedes Kind, jeder Mensch, jedes Geschwister zum Gewalt-Täter, Verbrecher, Amokläufer, Boderliner, Autist, etc. werden. -und bei Geschwistern sind es schließlich dieselben Eltern!"
Einige Antworten, WARUM nicht jeder Mensch zum Gewalt-Täter, Verbrecher, Amokläufer, Borderliner, Autist, etc. wird, sind ja oben und unten schon gegeben, aber eine Antwort möchte ich gerade in Bezug auf das "Geschwister-Argument-die-doch-dieselben-Eltern-haben" noch ergänzen:
Es wird bei diesem Schein-Argument völlig ausgeblendet, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob eine Mutter sich um ein einjähriges Baby und einen Säugling gleichzeitig kümmern- oder "nur" um einen Säugling alleine kümmern muss. Dieses kann man dann unendich fortsetzen, wobei immer ein Geschwister hinzukommt. Die individuelle Beziehung zu den einzelnen Kindern in Bezug auf die Interaktion und des sozialen Umfeldes auszublenden ist völlig unrealistisch. Des Weiteren wird bei dieser Schein-Argumentation völlig ausgeblendet, dass bspw. einige Geschwister sexuell missbraucht werden von einem Elternteil und das andere Geschwister aber nicht -oder ein Geschwister das "Lieblingskind" ist. -und es sind doch auch hier dieselben Eltern. Es ist als auch bei diesen Schein-Argumenten bewiesen, dass es sich um eine Abwehrhaltung handelt, die Eltern und sich zu schützen, aus eigener Befangenheit.
-um so verwerflicher und verantwortungsloser, wenn es sich um so genannte Fachleute handelt, die solch einen Schwachsinn verbreiten!